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... Flucht aus dem Krankenhaus. Schon wieder. :/
#1
Hallo!

Ich möchte mich erst mal vorstellen, bevor ich hier einfach so reinplatze. 

Mein Name ist Manu und ich bin mitte 30.

Mich führt nun ein semi-akutes Ereignis hier her und meine Therapeutin befindet sich derzeit im Urlaub, aber ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, mal in solch ein spezialisiertes Forum zu schauen oder in eine SHG vor Ort zu gehen, denn so geht es mit mir einfach nicht weiter...

Kurz zu meiner Vorgeschichte:

Meine Kindheit war, wie bei so vielen von euch hier, ziemlich furchtbar. Narzisstische und alkoholkranke Mutter, seelischer und körperlicher Missbrauch durch diese. Mit 11 bin ich dann von ein Heim ins andere, zwischendrin immer wieder in die Ursprungsfamilie zurück und sowas wie "Urvertrauen" konnte ich wohl nie entwickeln. Ich war immer schon skeptisch, eher ängstlich und vorsichtig, immer eher zurückgezogen, schüchtern und extrem sensibel auf jegliche Reize reagierend.

Meine früher erwachsener Zustand war nahezu normal - bis auf zunächst leichtes Ãœbergewicht und ich war etwas vorsichtiger und schüchterner als andere - ich war aktiv, hatte einen großen Freundeskreis, holte mein Abi nach, hatte einen super tollen Nebenjob, eine tolle Partnerschaft, die auch heute noch besteht, ich habe also "gelebt", wie fast jeder normale Mensch. War überall dabei, auch wenn ich immer schon schneller überladen von Eindrücken war und Menschenmassen mich irgendwann auslaugten...

Mit 21 dann, erlitt ich von heut auf morgen eine Lungenembolie. Wäre fast verstorben. Eine Gerinnungsstörung war die Ursache. Hier manifestierte sich ein Krankenhaustrauma.

Kurz danach starb meine eine Freundin (auch an einer Lungenembolie! Mit 23! Durch die Pille!)... Sad

Ich war am Boden zerstört. Hier fingen nun auch meine Probleme an.

Nahm nach meiner Embolie rasant an Gewicht zu, weil ich mit mir und der Welt nicht mehr zurecht kam und ich konnte mich, in Folge eines Herzproblems, durch die Embolie, kaum mehr bewegen. 3 Schritte und ich musste mich setzen und lief blau an... Sad

Zum ersten Mal verspürte ich nur noch Angst. Vor allem, alles und jeden. Vor Menschen, vor die Tür gehen ging nicht mehr, telefonieren nicht mehr, Panikattacken gesellten sich hinzu, auch depressive Phasen.

Irgendwann beschloss ich, dem ganzen entgegen zu wirken. Ich weiß nicht was mit mir war, aber ich nahm ab, arbeitete an mir, wollte wieder leben! 

Ich suchte mir einen Therapieplatz, zog das Ding durch.

Dann wurde ich wieder krank. Eine echte Grippe. Herzsmuskelschaden. 6Monate wieder nur Bett. Zack, alles war wieder da. Und blieb.

Kurz danach erhielt ich noch die Diagnose: Hirndruck...

Meine andere Freundin starb. Nach einer bariatrischen Operation. Nur ein paar Wochen später. Jetzt ging gar nichts mehr...

Ich bekam einen Behindertenausweis. Wegen der Lungenemboliefolgen und der psychischen Komponente mit der Angst.

Jedes Mal wenn ich mich wieder zurück kämpfte, wurde ich wieder krank. Jedes Mal. 

Eine Pankreatitis, danach Gallenstein-OP, die kompliziert war, weil mein gesamter Bauchraum durch eine offene Vor-OP verwachsen war (war alles nur unter schwerer Sedierung im Vorfeld möglich), ein Bandscheibenvorfall, nicht mehr richtig sehen können, durch den Hirndruck und die dadurch veursachte Sehnervschädigung, Intensivstation nach einer Hirndruckentlastung und und und... 

Ich wurde empfindlicher und empfindlicher. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich teilweise nicht mal mehr Geräusche oder gewisse Gerüche ertrage. Es hört sich so albern und bescheuert an. Niemand versteht das.

Und nun komme ich zum fast für mich schlimmsten daran:

Ich ertrage Krankenhaus gar nicht mehr und: Die Menschen meinen, ich möchte Sonderbehandlungen und "stelle mich an" oder hätte keine Geduld! 

Fakt ist: ich bin mittlerweile inkompatibel mit der gesamten Welt - außer mit Natur und Tieren. Das geht immer. Ich bin immer freundlich und defensiv, also niemand, der dann anfängt aggressiv zu werden. Nein, ich verzieh mich immer oder schweige... :/

Was nun konkret "akut" war:

Nach meinen zig Aufrappeldingern und Abnehmgeschichten, hatte sich ein enormes Gewicht manifestiert.

Obwohl eine meiner Freundinnen an bzw. Kurz danach an den Folgen solch einer OP verstorben war (extreme Malapsorption und dadurch Elektrolytmangel, dies löste einen Herzstillstand aus Sad) zog ich ebenfalls eine bariatrische OP in Betracht (Magenverkleinerung). 

Ich absolvierte das erforderliche Programm hierfür und hatte schleunigst alles zusammen, ich sog alle Studien und Infos nur so ein, bestellte mir Fachliteratur...

Suchte mir ein super gutes Adipositas - Zentrum, lag denen auch mein psychatrisches Gutachten mit den Diagnosen generalisierte Angststörung/Sozialphobie/hohe Fluchttendenzen vor.

Arbeitete mir mit meiner Therapeutin den Hintern ab: In senso Konfrontationen, Affirmationen, Meditationen, gesunde Nahrung und Lebensstil bis zur OP, Achtsamkeitsübungen, doppelte Therapiesitzungen... 

Gestern Einweisung zur vor-stationären Untersuchungen.

Ich war mir fast sicher, alles gut durchzustehen. Hatte mich super gut vorbereitet und war völlig positiv gestimmt.

Vorher rief ich nochmal an und fragte, ob ich wegen Corona meinen Partner mit rein nehmen dürfe oder nicht und schilderte das mit der Angst nochmal. Ging aber nicht. Aber da heulte ich schon (mega peinlich) und offenbarte mich nochmals, das ich extrem ängstlich bin. 

Und:

Ich habe es verkackt. 5h hielt ich es im Krankenhaus aus, wo ich alleine, nüchtern und unterzucktert in einem Aufenthaltsraum saß, da es kein Bett für mich gab. Vorher bereits mit Menschenmassen (Anmerkung: "Massen" sind für mich schon die 12 mit-wartenden Leute, die um mich herum saßen) konfrontiert war und ich mit fremden Menschen sprechen musste und mich anfassen lassen musste durch einen Arzt (auch so ne Nemesis bei mir).

Dann zeichneten sich noch Kommunikationsfehler intern ab, sowas ist für mich auch immer schwer zu verpacken... Es ging um meinen OP-Termin. Der Chirurg der mich da morgens untersuchte sagte mir, dass ich gar nicht auf dem Plan stünde und man dies besprechen müsste. Dabei habe ich im Vorfeld mehrfach nachgefragt, ob der Termin stehen würde und sowas und ich hatte deswegen meine Marcumarbehandlung abgesetzt und spritze mich... 

Selbst als ich dann mitteilte, dass es mir nicht gut gehen würde, wurde dies nicht zur Kenntnis genommen. Scheiße einfach! Dabei musste ich so lange lernen, sowas überhaupt zu kommunizieren! 

Also alle Hürden des Tages bisher schaffte ich erst mal, sprach mir gut zu, nutzte meine Notfall-Skills (hab' keine Borderline-Diagnose, nur nutzt man ja die Skills auch bei Angst u. Co mittlerweile), brav und ratterte eine Ãœbung nach der anderen ab.

Irgendwann, das ging Stunden, zitterte ich nur noch und schwitzte kalt. Die Nebennierenrinden hörten nicht auf, Cortisol rauszuballern. Mir war so furchtbar schlecht.

Ich heulte dann im Aufenthaltsraum leise vor mich hin, damit niemand es mitbekam.

Irgendwann maß ich dann mal meinen Blutzucker (seit 6 Uhr Vortag nüchtern mit Wasser und Nahrung) und war unterzuckert... Auch da schleppte ich mich nochmal ins Schwesternzimmer und diesmal bat ich um meinen Koffer und ich ließ auch verlauten, dass ich nach Hause gehen möchte, weil ich nicht mehr kann und es mir nicht gut geht.

Man versprach eine Oberschwester zu befragen.

Ich wartete nochmal 1 1/2h in diesem Raum, ständig liefen Leute dran vorbei, mir gings immer elendiger. 

Irgendwann beschloss ich an die frische Luft zu gehen.

Koffer, runter, saß dann erst noch lange im Foyer, dort waren aber auch viele Menschen. Draußen ebenso.

Um 14h ging ich raus, verkrümelte mich in eine Ecke des Parkhauses und bat meinen Partner (wir wohnen über 2h entfernt von diesem KH), mich abzuholen.

Mein eindeutiger Fehler hier: Ich hätte mich nochmals explizit abmelden sollen und müssen... 

Es ging aber gar nichts mehr. Ich war so erschöpft, dass ich anfing, mich "abzuspalten". 

Auch draußen am Parkhaus kamen immer mehr Menschen zusammen, ich bemerkte das irgendwann fast gar nicht mehr. 

Als mein Partner dann nach fast 3 Stunden kam, bin ich im Auto komplett zusammengebrochen. Zittern, heulen, zittern, heulen. BZ runter auf 43, schnell Essen besorgt und was getrunken, ich war so doof und hatte mir nichts eingepackt, obwohl ich das sonst immmmmer mache ("Notfallkohlenhydrate" Wink).

Dann gings wieder. 

Zwischenzeitlich sah ich, dass zwei Nummern versucht hatten, mich anzurufen. Wäre ich mal dran gegangen... Wollte mich später drum kümmern, ich konnte einfach nicht mehr. 

Zuhause gerade angekommen, bin ich direkt oben ins Schlafzimmer und bin mit meinem Handy in der Hand und Straßenklamotten noch an, einfach eingepennt. 

Plötzlich klingelte es und: Die Polizei stand vor der Tür!

Ob ich denn Frau so und so sei und die Klinik schicke sie... O_o

Okay. Kann ich verstehen. Ich kann alles verstehen. 

Was mich so furchtbar runtergezogen und verletzt hat:

Die haben der Polizei erzählt ich sei abgehauen, weil es mir zu lange gedauert hätte!

So war das aber niemals. Niemals! 

Geht noch weiter: Ich rief dann im besagten KH an und schilderte dem Stationspfleger der nun Dienst hatte nochmal mein Problem. Auch er hatte die Info, dass es mir zu langsam gegangen sei und ich deshalb abgehauen sei. Sowas habe ich nie nie nie kommuniziert! Sad Nie! Auf so eine Idee käme ich nichtmal, wenn es mir wirklich so ergehen würde!

Eine Mail an meinen behandelnden Chefarzt, wo ich alles darlegte, mich entschuldigte (wirklich, ich schäme mich in Grund und Boden und habe so eine Wut auf mich selbst)...Genau das gleiche Ergebnis:

"Verursachen von Mühe, Sonderbehandlung für mich, Kosten und so weiter, ich müsse Geduld lernen" ...

Noch ein Schlag für mich dazu. Ich hielt extrem viel von diesem Arzt (tu ich immer noch), aber ich merke wieder, wie wenig Menschen von dieser Materie verstehen/verstehen wollen... Und: wer weiß, was sein Personal ihm so weiter gegeben hat... *kotz

Habe falsche Erwartungen? Habe ich überhaupt Erwartungen?! Aber was soll ich tun, außer mich versuchen zu artikulieren und mein Gutachten über meine psychische Situation mitzubringen und mein Problem zu erklären?

Denkt bitte nicht, ich sei suizidal, nein, ich liebe leben, obwohl es manchmal so schwer ist. Aber zum ersten Mal habe ich darüber nachgedacht, dass Ganze zu beenden weil ich das Gefühl habe, ich werde nie mehr "normal" oder zumindest "kompatibler" ...

Wieder habe ich alles gegeben. Mich bestens vorbereitet. Wieder endet sowas (bin vor einem halben Jahr schon mal aus einem anderen KH eingeheizt und hatte dies sogar ehrlich mit mega Schämmodus im Vorgespräch dort erzählt... *augenroll), wieder mit einem absolut negativen Ergebnis für beide Seiten. 

Und wiieeeeder merke ich, wie gestört ich eigentlich bin. Nun bin ich über ein Jahr in Therapie. 

Bis auf, dass ich überhaupt wieder rausgehe (wo keine/wenig Menschen sind), einigermaßen mit Menschen kommunizieren kann, hat sich nicht so viel getan. 

Ich bin gerade so verzweifelt und es hat sich so ein riesiges Loch aufgetan, wie noch nie.

Wirklich, ich frage mich auch permanent, ob man sich als Angstgestörter nicht zu ernst und wichtig nimmt (aber eigentlich war eher das Gegenteil mein Problem) und ich denke ständig darüber nach, wie ich es anderen so angenehm wie möglich machen kann.

Fühle mich gerade einfach nur noch verkehrt und nur noch so, als würde ich überhaupt nicht auf diesen Planeten gehören, weil so vieles so überfordernd für mich ist.

Ãœberlege ernsthaft, mir eine psychatrische Klinik zu suchen und mich medikamentös einstellen zu lassen (was bisher ein Problem war, weil meine QT-Zeit zu lang ist, das ist eine Kontraindikation für die meisten Psychopharmaka), aber ich halte das so echt nicht mehr aus.

Vielleicht war ja jemand schon mal so ähnlich drauf und hat eine Idee für mich? Oder auch sonst Anregungen?

Bin für alles dankbar! Wirklich! Auch für Kritik!

Danke fürs zu-lesen, alles Liebe und Gute!

Manu
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Nachrichten in diesem Thema
... Flucht aus dem Krankenhaus. Schon wieder. :/ - von Manu - 07.07.2020, 16:50

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