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"Eigentlich"
#1
Hallo zusammen, 
ich weiss garnicht wo ich anfangen soll. Ich bin neu hier im Forum, und habe eigentlich einen Batzen an Problemen, an den mich bis vor einem Jahr die Angststörung schmerzlich erinnert hat. Ich habe die letzten 6 Jahre in einem Betreuten Wohnen gelebt, und unter anderem wegen der Angstzustände war ich da, denn ich hatte über Jahre jeden Tag ununterbrochen soviel Panik, das ich nichts machen konnte ausser zu existieren. Es wurde zwar etwas besser in der Klinik, aber mich mit Dingen beschäftigen die man nicht einfach so mittendrin aufhört, sei es computerspiele oder andere Dinge, gingen garnicht. In einen Bus steigen schien unmöglich, weil ich da nicht exakt zu jederzeit aussteigen kann und die Türen zu sind. Das gleiche mit dem Autofahren, ich habe deswegen eines meiner Hobbies, das LARP aufgegeben weil es mir nicht möglich war länger, und das ist großzügig bemessen, als eine Halbe stunde im Auto zu verbringen ohne das ich irgendwann an die Decke gehe. In der schlimmsten Phase, als es anfing, habe ich mich nicht mehr getraut zu Duschen, weil die erste schlimme Panikattacke mitten in der Nacht unter der Dusche stattgefunden hat. Lange Wachbleiben kann ich bis heute nicht mehr. 

Sei es drum, irgendwann hat alles ganz plötzlich aufgehört, und ich habe mich erstmal sehr darüber gefreut. Der letzte Klinikaufenthalt war da schon Jahre her und ich konnte die meisten sachen wieder bedenkenlos und intensiv verfolgen. Ich hatte keine größeren Panikattacken mehr, und konnte dann ein Jahr später aus der Betreuten WG ausziehen. Ich lebe jetzt seit einigen Monaten alleine, aber ich habe irgendwie das Gefühl das mir etwas fehlt, und vermisse die Angstzustände regelrecht. Aus meiner Sicht haben die mich auch vor einigen sachen die wirklich nicht gut sind beschützt, das sie mich an vielem guten gehindert haben habe ich zwar nicht vergessen, aber das hindert mich nicht am gefühl des vermissens.  Also geht es mir eigentlich sehr gut jetzt, aber das passt mir auch irgendwie nicht. Kennt das jemand von euch? Ich komme mir ziemlich bescheuert vor, aber ich habe auch viele Jahre nichts anderes mehr gekannt, und ich habe auch das Gefühl das es kein Leben mehr vor den Panikattacken und Angszuständen mehr gibt.
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#2
Ich kenne das auch ! Das ist scheinbar paradox.
Es gibt aber noch andere, nicht ganz analoge paradox psychotrope Zustände, wie z.B. das Verlangen nach dem totalen Zusammenbruch, um dem Dilemma eines akuten Drucks zu entgehen. Oder paradoxe Wunsch des Abhängigen in Remission, der ganzen Anstrengung durch Rückfall zu entgehen (paradox eben).

In der Psychologie der Neurosen spricht man ja von teilweise jahrzehntelang erlernten Mustern, in denen man unterwegs ist. Kanalisiert werden Probleme, denen man nicht mehr mit Kompensation begegnet, durch Symptome wie Angst.
Dann kommt die Mühe, sich aus den Mustern rauszubewegen. Bei Dir ist das ja alles sehr ausgeprägt und auch intensiv gewesen.
An sich ist die Leere, die Du fühlst, ein gutes Zeichen. So zumindest interpretiere ich das. Das ist wie das Heraustreten aus dem Dickicht in ein neues Terrain. Und das macht unruhig. Die alten Schemen sind ja nie ganz ausgelöscht und flackern dann wieder auf, sozusagen als Angst davor, jetzt in Deinem Leben selber das Heft in die Hand zu nehmen. Banal gesprochen, die Angst vor der eigenen Courage.

Dementsprechend ist das ganz und gar nicht bescheuert !
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#3
Daran habe ich noch garnicht gedacht, da ich noch sehr unter den Nachwehen zu leiden habe. In der Zeit der Angstzustände habe ich extrem viel zugenommen, weil ich mich kaum noch bewegt habe. Es ist so schlimm, das mir Bewegung die ich zuvor ohne Probleme machen konnte, mir extrem schwerfallen und ich bekomme es im ansatz nicht hin. Ich bin wieder in meine Alte Stadt gezogen und ich merke freunden schon an das sie etwas geschockt über meinen Zustand sind- auch wenn sie es nicht sagen. Ich kann einfach nicht mehr so wie vorher. Das muss jetzt auch nichts schlimmes sein,aber mein Körper hält viel Bewegung jetzt nicht mehr so gut aus wie früher.

Was das Paradoxe betrifft: Ich denke dass da auch jeder anders darauf reagiert. Ich hab nach über einem Jahr als das mit den Attacken und den Angstzuständen trotz 6 Monaten Klinikaufenthalt nicht besser geworden ist, habe ich ehrlich gesagt auch komplett aufgegeben. Es hat sich wirklich kein bisschen besserung in meinen Augne gezeigt, dass ich meinen Freund mit dem Zug in der Schweiz besucht habe und er mich "nur" auf halbem wege abholen musste nach 5 Stunden fahrt habe ich da komplett ausgeblendet. Und mir fehlt die aufarbeitung des ganzen, ich habe in den 6 Monaten Therapie nicht herausgefunden was das Problem eigentlich ist, warum ich diese Attacken habe. Und nachdem es mit einem Therapeuten WEGEN der Angstproblematik nicht geklappt hat, habe ich das Ruder dann auch schnell wieder hingeworfen. Seit dem Umzug bin ich aber wieder gut dabei, damit es hoffentlich nie wieder so eskaliert- und ich mich vielleicht mit dem neuen Zustand auch anfreunden kann.
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#4
Dass der Körper unter der Malaise mitleidet, wie zB mit Ãœbergewicht , oder sogar hohem Butdruck etc ist ein unagenemer Nebenkriegsschauplatz, besonders , wenn noch Medikamente dazukommen. Das ist unschön, aber das kann auch wieder besser werden.

Du solltest Dir abgewöhnen, in dem uns antrainierten mechanistischen Denken zu verharren: d.h. ich hab jetzt 6 Mo Klinik, und es ist nicht besser geworden oder Therapie hat nicht geklappt. Ich mache das, und dann erwarte ich jenes, oder ich mache was und warte auf den Erfolg. Das Unterbewusstsein reagiert nicht in solchen Kategorien. Symptom und Ursache stehen da nicht zwingend in unmittelbarem Zshg.
Ich weiss ja nicht, was das für Therapieansätze waren, aber de Fortsetzung einer Solchen sollte doch lohnen bzw nicht schaden. Du bist ja aif der richtigen Spur.

Viele Leute leiden unter der Angstneurose immer weiter, wenn sie sich mal manifestiert hat. Mal mehr , mal weniger schlimm. EIne Garantie, dass sich das durch irgendeine Therapie komplett sich auflöst gibt es nicht. Das kommt vor, klar. Umso schöner, aber ansonsten kommt es darauf an, wie man damit klar kommt. Die Befindlichkeiten nicht so wichtig nehmen. Akzeptanz ist der Schlüssel.
Du hast das sehr intensiv erlebt mit Angst und Panik, wie das aus der Beschreibung hervorgeht, aber irgendwie hab ich auch den Eindruck, dass Du nah dran bist. Anfreunden ist vielleicht der richtige Ausdruck. Es geht nämlich darum, sich und seine Situation anzunehmen, und nicht zu kämpfen (siehe oben). Je mehr man "macht" und sich anstrengt, desdo langsamer geht es besser. Auch das ein "Paradox".
Keep going !!!
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