Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.

Krankheitsängste
#7
Hallo Kathrin und Msl,



Was Ihr beschreibt, ist ganz typisch für die Hypochondrie. Da sind viele aus dem Forum hier schon gewesen, mich eingeschlossen. Und viele kommen da ab und zu immer mal wieder hin, mich auch wieder eingeschlossen.


Der Geist ist total fokussiert auf die Symptome und die Krankheit, die man glaubt, dass sie sich gerade in einem ausbreitet. Es kommt oft vor, dass man die betreffende Krankheit dann "abklaeren" laesst. Danach stellt sich kurzfristig eine totale Erleichterung ein, bevor sich das Unterbewusstsein ein weiteres koerperliches Symptom sucht, an dem der Geist sich dann abarbeiten kann. Oder man traut sich nicht, das abzuklaeren und bewegt sich wie das Kaninchen vor der Schlange.

Das kann tatsaechlich ein Kreislauf sein, und total kraftfordernd, wenn es gerade voll ausgeprägt ist. Zweifelsohne hat das einen Krankheitswert, denn man ist selber beeintraechigt und teilweise nicht mehr in der Lage, mit seinem Umfeld adaequat zu interagieren. Diese Angstneurose hat einen natuerlichen Verlauf, d.h. bei manchen wird es ohne jede Intervention mit der Zeit besser, oder es bleibt. Bei anderen wird es schlimmer. Das ist dann kein Kreislauf sondern eher ein Trichter, in den man in enger werdenden Kreisen reingezogen wird.


Ich habe noch keine guten Daten /Marker gesehen oder gelesen, die einen Verlauf vorhersagen lassen. Das spielen vermutlich eine ganze Reihe von Begleitfaktoren eine Rolle (Umfeld, Familienanamnese, Alter, Genetik, Erfahrungshorizont etc).




Die Hypochondrie wird durch bestimmte Faktoren an die Persoenlichkeit geheftet. Kann schon in der Kindheit angelegt sein. Angst !Bei anderen getriggert durch Ereignisse spaeter. Angst, postraumatisch etc.  Bei manchen scheint es nach Diagnose und mit oder ohne Therapie besser zu werden im Laufe der Zeit.



Bei anderen bleibt es , und ist mal mehr, mal weniger schlecht, mal ganz abwesend, mal wieder total beeintraechtigend.




Hypochondrie als Angst: Angst haben alle aber bei Angstpatienten gibt der Sensor viel zu frueh Alarm oder bei eher harmlosen Ereignissen. Daher fehlt die vernuenftige Einschaetzung eines Symptoms und alle Zuckungen sind boesartig neurologisch.



Die Therapie ist beschrieben. Empirisch gibt es Erfolge mit KVT und mit Medikamenten, mit leichten Vorteilen für KVT.


Ausserhalb einer andauernden Psychotherapie gib es keine gesichteren Therapien. Daher sind alle hier aufgefuehrten Tipps sinnvoll, auszuprobieren, weil das ein oder andere individuell gut helfen kann (z.B. Spazieren an der frischen Luft, Sport etc).


Oft hilft es, ein korrigierendes Moment fuer die Symptomatik zu haben, z.B. der Partner. Den sollte man einweihen und ueben , auf dessen Einschaetzung er Lage zu hoeren. Oder man hat den Hausarzt im Boot, der einen vor Uebertherapie schuetzt, weil er Bescheid weiss. Die Uebung ist dann, sich mit der Einschaetzung des jeweils anderen abzufinden !


Im Laufe jedweder Therapie ist es nach meiner Auffassung notwendig, dass man zur Erkenntnis kommt, dass die Problematik sich im eigenen Kopf abspielt, und dass die Besserung der Symptomatik ebefalls aus dem Inneren kommt: eine lange gebahnte Aenderung der Wahrnehmung und Interpretation. In dem Moment, wo man nicht mehr hilfesuchend umherschaut und verzweifelt Strohhalme greift, ist diese Situation naeher.


Gemeinerweise ist es auch so, dass diese Erkenntnis schwerer zu erreichen ist, je mehr man danach strebt. Es ist eine herausfordernde Auseinandersetzung mit sich selbst. 


Ok, jetzt habe ich wieder doziert. Das mache ich auch nur zur Selbsttherapie....;-)



Was kann man machen? Oder nicht?


Nun, das Verlassen auf einen Therapeuten/Psychiater oder das Hoffen, dass es irgendwie oder durch irgendwas besser wird sind nach m.A. alles truegerische Holzwege (langfrsitig betrachtet).




So oder so, akzeptiert, wie es gerade ist. Veurteilt Euch nicht dafuer, dass es grad uebel ist (ich weiss genau wie das ist, vor der Tavortablette zu hocken...)


Wenn Ihr denkt, es geht nicht mehr, ruft Euch in Erinnerung (Ach so, ach du Sch...): Natuerlich geht es weiter. In dem Moment, wo Ihr aktiv werdet, im Forum schreibt , dies oder jenes macht, geht es bereits weiter. Die , die Angst seit Jahren haben, bei denen geht es seit Jahren weiter. Obwohl man oft denkt, so kann es doch nicht weiter gehen. Es geht trotzdem weiter. Es liegt an uns, es zu akzeptieren, wie es ist, oder sich dagegen aufzulehnen. Letzters macht es schlimmer, wie ich meine. Es ist, wie es grad ist, Ihr kennt das. Lasst Euch nicht in den Trichter saugen. Dann sagt, oh ja, kenne ich. Und dann macht weiter. Lenkt Euch ab, nehmt Euch nicht so wichtig. Macht was Sinnvolles. Pflegt soziale Kontakte. Es gibt kein Recht darauf, sich gut zu fuehlen. ich sage ja nicht, dass es nicht komplett wieder besser werden kann (s.o.), aber es kann genauso sein, dass diese Hypochondrie halt im Gepaeck ist. Und dann ist es so, egal, ob  wir uns auf den Kopf stellen, es nimmt uns das Gepaeck keiner ab.



Der Tot muss eine Ursache haben. Diese Ursache ist bei den meisten Hypochondern nicht eine der Krankheiten, mit der sich die Betreffenden gerade beschaeftigen oder die eine der Paradebeispiele der Hypochondrie waren.


Womit ich bei ALS ankomme. Das ist sehr selten, und Ihr beide habt das mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit nicht. Aber nicht diese Wasserstandsmeldung von aussen sollte Euch beruhigen, sondern die Ablenkung und Beschaeftigung mit etwas anderem. Oder was immer !
Aber es ist auch egal, denn es geht weiter !
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Krankheitsängste - von Msl - 12.07.2020, 14:54
RE: Krankheitsängste - von Karin - 12.07.2020, 16:43
RE: Krankheitsängste - von NANIA26 - 05.08.2020, 21:11
RE: Krankheitsängste - von Kathrin - 08.01.2021, 18:03
RE: Krankheitsängste - von Karin - 08.01.2021, 19:09
RE: Krankheitsängste - von Benedikt - 10.01.2021, 13:00
RE: Krankheitsängste - von Gopi - 11.01.2021, 11:26
RE: Krankheitsängste - von Kathrin - 11.01.2021, 15:47
RE: Krankheitsängste - von Karin - 11.01.2021, 16:00
RE: Krankheitsängste - von Gopi - 11.01.2021, 17:25
RE: Krankheitsängste - von Taube - 11.01.2021, 20:34
RE: Krankheitsängste - von Msl - 11.01.2021, 22:58
RE: Krankheitsängste - von Taube - 12.01.2021, 07:12
RE: Krankheitsängste - von Gopi - 12.01.2021, 10:34
RE: Krankheitsängste - von Msl - 12.01.2021, 11:02
RE: Krankheitsängste - von Gopi - 12.01.2021, 11:34