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Angststörung?
#1
Hey Leute,

ich (männlich, 26 Jahre alt) mache mir in letzter Zeit häufiger Sorgen um meine Gesundheit. Es fing alles in der Uni an. Ich saß in einer Vorlesung für Dynamik (eines meiner Angstfächer in diesem Semester) und habe mir Mühe gegeben die Aufgabe an der Tafel nachzuvollziehen und gemeinsam mit meinen Kommilitonen zu lösen. Auf einmal traf es mich wie aus dem Nichts. Mir wurde ganz seltsam. Das Gefühl ist schwer zu beschreiben. Die Stimme des Professors wurde auf einmal immer leiser, so als würde er sich immer weiter von mir entfernen und ich nahm alle Geräusche im Raum nur noch gedämpft war. Dazu überkam mich ein bedrohliches Schwindelgefühl. Ich habe mich dann gemeldet und gefragt, ob ich mal auf die Toilette gehen darf und auch meine eigene Stimme kam mir seltsam vor. So als käme sie von außerhalb meines Körpers und nicht aus mir heraus. Ich habe mir dann etwas kaltes Wasser ins Gesicht geworfen und eine Zigarette geraucht. Als ich mich beruhigt hatte, bin ich wieder in die Vorlesung und habe sie bis zum Ende "durchgestanden". Allerdings musste ich danach den Tag beenden und nach Hause fahren. Auf dem Heimweg (ich wohne 25Km von der Uni entfernt) hatte ich die ganze Zeit Panik. Im Zug war ich mir dann ganz sicher ich habe einen Herzinfarkt. "Nur noch schnell nach Hause die Krankenkassenkarte holen und dann ab in die Notaufnahme" waren meine einzigen Gedanken. Zu Hause angekommen bekam ich dann sehr starkes Herzrasen und Atemnot, so dass ich den Notarzt angerufen und ihn gebeten habe zu mir nach Hause zu kommen. Im Krankenwagen konnte der Arzt dann aber nichts besonderes feststellen. Mein Blutdruck war mit 170/90 stark erhöht, was sich aber noch im Krankenwagen wieder besserte und wohl auf meine Panik zurückzuführen war. Mein EKG und die Sauerstoffwerte waren allerdings tip top in Ordnung (eine spätere Langzeitblutdruckmessung hat ergeben, dass auch mein Blutdruck in Ordnung ist). 

Seit diesem Ereignis häufen sich Vorfälle dieser Art. An einem Tag sind es die "viel zu laut brummenden Maschinen", am nächsten Große Menschenmengen, die meine Panikattacken auslösen. Obwohl ich mittlerweile schon ein paar davon hatte (20-30 schätzungsweise) fühlen sie sich jedes mal aufs neue Lebensbedrohlich an und ich kann meine Angst nicht kontrollieren. Seitdem meine Semesterferien vor gut drei Wochen begonnen haben, finde ich einfach nicht mehr zu meiner alten Leistungsfähigkeit. Ich habe mir im letzten Monat eine Magendarmgrippe UND eine Bronchitis direkt hintereinander eingefangen. Davor war ich zwei Jahre überhaupt nicht krank. Und auch an Tagen, an denen ich "gesund bin", kann ich mich nur schwer dazu aufraffen mein Bett zu verlassen. Jeder Einkauf wird zur Belastungsprobe. Ich bin sehr Lichtempfindlich geworden. Grelles Tageslicht oder Computermonitore fühlen sich manchmal an, als würde ich direkt in die Sonne gucken. Ich bekomme Abends vor dem Schlafengehen oft leichten Tinnitus mal auf dem linken und mal auf dem rechten Ohr. Ich habe Angst vor Lungen/Herzversagen, Krebs an sämtlichen Körperteilen und Gehirntumoren. Ich schlafe sehr viel und fühle mich trotzdem überhaupt nicht ausgeruht. An manchen Tagen muss ich mich überwinden wenigstens eine kleine Mahlzeit zu essen (und das obwohl ich in meiner Freizeit ins Fitnessstudio gehe um zuzunehmen. Auch meine Kraft hat stark nachgelassen. Vor ein paar Monaten habe ich problemlos zwei Stunden am Stück trainiert und hatte das Gefühl, dass locker drei drin gewesen wären). Heute schaffe ich vielleicht gerade so noch die zwei Stunden, aber dann mit deutlich weniger Trainingsintensität und mindestens zwei gerade noch so in den Griff bekommenen Panikattacken dazwischen (mein Herz könnte ja stehen bleiben, wisst ihr). Danach fühle ich mich den ganzen Tag wie gerädert. Meine Hände zittern mehr als früher und auch meine Beine fühlen sich oft schwach an. 

Für mich gibt es jetzt drei Möglichkeiten:

1.) Ich werde mit 26 Jahren körperlich schwer krank und das ist gerade erst der Anfang
2.) Ich bin überlastet und das regelt sich alles von alleine wieder
3.) Ich habe irgendein Trauma, eine Depression oder Angststörung und muss zum Psychologen

Da ihr euch mit der Materie vermutlich alle sehr viel besser auskennt als ich, bitte ich euch um gute Ratschläge und eigene Erfahrungen mit psychosomatischen Störungen. Was ist das, was macht das und wie wird man das so schnell wie möglich wieder los? 

Danke im Voraus und liebe Grüße, Tim :-)
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#2
Hallo Timi,

herzlich willkommen im Forum.


Von den 3 Möglichkeiten hast du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkei die Nummer 3, nämlich eine Angststörung inclusive Panikattacken.

Was du im ersten Absatz beschreibst, ist eine Panikattacke wie aus dem Lehrbuch, mit allen dazugehörenden Symptomen. So fängt es eigentlich bei den meisten Menschen, die unter sowas leiden, an.

Auch das, was du in der nächsten Zeit erlebst, sind eindeutige Symtome einer Angsterkrankung. Ohrgeräusche, Angst vor aller Art von Krebs und Tumoren, Herzangst ect ect. kennt fast jeder hier im Forum.

Jetzt weisst du erstmal, was es ist (meiner Meinung nach).

Du fragst: Was macht das?

Es weist dich darauf hin, das irgendetwas in deinem Leben jetzt oder früher mal heftig schiefgegangen ist. Danach solltest du jetzt suchen. Was ist früher mal passiert, oder passiert in der letzten Zeit, was die Psyche so sehr belastet hat, dass sie so reagieren muss? Das kann vor ein paar Monaten, oder vor 20 Jahren passiert sein. Tatsache ist, dass du jetzt die Auswirkungen davon spürst.

Du fragst: Wie werde ich das schnell wieder los?

Du suchst den Grund für die Erkrankung, und arbeitest die Ursachen auf. Das geht meist nur mit Hilfe von ausgebildeten Medizinern, sprich Therapeuten. Von alleine wird sowas wahrscheinlich nicht verschwinden, daher ist professionelle Hilfe angesagt. Mein Tip: So schnell wie möglich einen Psychotherapeuten (keinen Psychologen) suchen, und sich an die Aufarbeitung machen. Ausserdem rate ich dazu, einen Psychiater zu konsultieren, der eventuell (je nach Schwere der Panikattacken) versucht, medikamentös zu unterstützen.


Viele Grüße aus Köln

Smile
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#3
Hi Timi1993,
ich habe gerade deinen Bericht gelesen und mehrmals im Leben ähnliches erlebt. Damals dachte ich, ich sei verrückt geworden und „das war es dann also mit meinem Leben“. Mitnichten. 
Um deine Frage zu beantworten, es ist weder 1. noch 2. noch 3. Am wenigsten ist es ganz sicher 1. 
Es ist das pralle Leben, keine Krankheit (meiner Meinung nach) und keine mechanische und/oder psychische Anomalie, die nur repariert werden muss. Zwischen deinen Zeilen entnehme ich, dass du sehr strukturiert, fleißig und gewissenhaft bist. Dein Bericht deutet in meinen Augen auch auf eine besonders tiefe Wahrnehmungsfähigkeit hin. Suche im Netz einmal nach „HSP“ und es könnte sein, dass du dich da in einigem wiedererkennst. Die Angstgedanken (oft als „Angststörung“ klassifiziert) kenne ich nur zu gut, es ist schrecklich und sehr anstrengend. Es ist wie eine Sucht, die sich - verselbstständigt - immer wieder neue Themen sucht (Sucht!). Mal ist es das Herz, dann ein Tumor, sie findet immer etwas Neues, immer wieder. Zwei Dinge finde ich wichtig - ob es ein guter Rat für dich ist, keine Ahnung: erstens, etwas herunterkommen, d. h. weniger Beanspruchung, vielleicht weniger Seminare, weniger Zeitdruck, etwas weniger Verpflichtungen, etwas weniger perfekt sein müssen, weniger „erreichen“ müssen. Mal mehr so sein wie du bist, ganz ohne etwas dafür tun zu müssen, nur Timi sein :-) 
Das zweite fällt mir gerade nicht mehr ein. ... doch, ach ja: Freunde und Freundinnen, bei denen du dich nicht verstellen musst, nichts darstellen musst, die halte ich auch für wichtig. 
Für Herunterkommen und wieder Stabilität zu gewinnen, da gibt es sehr viele Möglichkeiten und Wege. Du wirst deinen finden. Wenn es ganz schlimm ist, können auch Medikamente hilfreich sein. Deine eigene Intuition wird dich am besten leiten, es ist ein Abenteuer. Ich wünsche dir viele neue und gute Einsichten und bitte: lass dich nicht von der Angst fremdbestimmen, denn genau das will sie. Du bist der Herr in deinem Haus, nicht die Angst. 
Liebe Grüße ***
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#4
Danke für eure schnellen und ausführlichen Antworten! :-) Auf der einen Seite ist es beruhigend zu wissen, dass es wahrscheinlich nichts körperliches ist, auf der anderen Seite fühle ich mich dadurch auch irgendwie ohnmächtig. Ein körperliches Leiden kann man heilen. Man merkt wie es von Tag zu Tag immer besser wird. Meine Symptome kommen und gehen wie sie wollen. Heute fühle ich mich als hätte ich Fieber, obwohl meine Körpertemperatur mit 35,7 - 36,3 °C ziemlich normal, fast schon etwas unterkühlt ist. @DoubleYou: Es könnte wirklich sein das ich, zumindest was meine körperliche Wahrnehmungsfähigkeit angeht, hypersensibel bin. Ich hatte in der dritten Klasse schon ein paar Sitzungen beim Kinderpsychologen, weil ich damals in der Schule immer grundlos angefangen habe zu weinen und nach Hause wollte. Ich habe damals ein paar Kassetten bekommen, die ich mir vor dem Schlafen angehört habe und irgendwann ging es wieder besser. Vielleicht bricht meine Depression gerade einfach wieder auf? Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie sich das damals angefühlt hat. Auf jeden Fall hat meine Mutter auch Depressionen und war deshalb schon mehrfach in Behandlung (auch medikamentös). Ich habe von meinem 18 - 25. Lebensjahr unregelmäßig relativ geringe Mengen Drogen (Cannabis, Amphetamin und Kokain) konsumiert. Vielleicht spielen diese Faktoren da auch mit rein. Ich habe allerdings nicht das Gefühl verrückt zu werden, sondern eher das Gefühl, dass mein Körper sich einfach abmeldet und mir keine Energie mehr liefert. Ich bin in den letzten Jahren finanziell immer gerade so über die Runden gekommen und habe nüchtern betrachtet ziemlich zerrüttete Familienverhältnisse (Vater will mich nicht kennen, Mutter gibt mir die Schuld daran das sie sich schlecht fühlt, der Rest der Familie wohnt 500Km weit entfernt und hat "zufällig" nie Zeit wenn ich mich melde). Dazu liegt mein letzter Opa gerade im Sterben und viele meiner Freunde schaffen so wie es aussieht den Absprung von den Drogen nicht. Wenn ich anfange darüber nachzudenken (was ich sonst wenn überhaupt nur unterbewusst tue) gibt es schon einige Gründe für einen Nervenzusammenbruch. Vielleicht sollte ich die Stadt wechseln und ein komplett neues Leben anfangen. Dazu müsste es mir aber erst mal wieder besser gehen. In meinem aktuellen Zustand schaffe ich keinen Umzug.
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