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Panikstörung mit Ãœbelkeit wegen unterdrückter ADHS???
#1
Hi erstmal,
ich bin erst seit heute dabei, also stelle ich mich mal kurz vor bevor ich zu meiner Story komme. Ich bin 18 Jahre alt, komme aus Bayern, schreibe diese Woche mein Fachabi und beginne ab September die Ausbildung zur Landwirtin. Nun zu meiner Story: ich war schon immer eher aufgeregt und nervös, immer draußen, immer unterwegs, hab den Kick gebraucht. Hatte meinen eigenen Kopf, war eher der Außenseiter. Aber man darf in dieser Welt ja nicht sein wie man ist... Das führte dazu, dass ich in der 5. Klasse (also mit 10 oder 11) Ticks bekam. Das waren so Sachen wie zwanghaftes Zwinkern mit den Augen oder Zunge raus strecken. Die Ticks blieben aber nie lange, sondern wurden von meinem Hirn immer relativ schnell wieder durch neue ersetzt. Naja, jedenfalls wurde ich deshalb dann auch gemobbt und meine damalige Klassleiterin meinte dann, ich solle doch mal zum Psychiater gehen, weil mit mir etwas nicht stimme, Verdacht auf ADHS und so. Da war ich dann auch, nur damit der mir dann sagt, dass ich ganz normal bin nur eben aufgedreht (an dem Termin hatte ich - leider - keine Ticks, sodass er das rückblickend betrachtet gar nicht hätte diagnostizieren können). 
Paar Jahre lang ging's dann eigentlich mit den Ticks. Ich hatte sie zwar noch, aber nur phasenweise und lange nicht so ausgeprägt. Mit 15 war ich dann aber mit meiner Mom in Augsburg unterwegs und bestellte mir 'nen Chickenwrap. Am Abend hatte ich Feuerwehrübung und da war ich immer mega aufgeregt, aber wie gesagt ich brauchte den Kick einfach. Jedenfalls kam der Wrap dann vor der Ãœbung dann wieder raus. Ich dachte, dass er vielleicht schlecht war und dachte mir sonst nicht mehr dabei. Aber seit dem wurden die Symptome schlimmer. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen wie sich Angststörungen verschlimmern. Heute muss ich fast immer wenn ich das Haus verlasse kotzen. Hab mich total verändert, kann nichts mehr. Auch Beziehungen wurden dadurch schon versaut. Dazu kommt mein eigentlich größtes Problem: eine Freundin von mir meinte damals immer "trink 'nen Schluck, dann geht's dir besser". Tja, das stimmt, aber das hatte zur Folge, dass ich nun überall wo ich hingehe was zu Trinken dabei haben muss, also wirklich ÃœBERALL. Und das is ultra nervig... und belastet mich auch sehr. Gerade als Landwirtin kann man das eben nicht immer. Ãœber meine genauen Symptome denke ich muss ich euch nicht mehr so viel sagen, man kennt's. Herzrasen, keine Luft, Ãœbelkeit, Erbrechen, trauriger Blick, Pessimismus, Depression kam irgendwann auch noch dazu. Noch dazu die körperlichen Beschwerden wie massive Magenprobleme (Ãœbersäuerung, Kiloweise Pantoprozol zuhause) und fast täglich Kopfweh. Bin seit fast 'nem Jahr in Therapie, aber ehrlich gesagt hab ich nicht so das Gefühl, dass es was bringt. 

Soooo, hoffe ich habe alles wichtige erwähnt und dass der Beitrag nicht geblockt wird (zu lang??)

Kennt jemand von euch das ganze im Zusammenhang mit ADHS? Ich war WIRKLICH ein extrem schwieriges Kind, sogar manche Lehrer (gerade in der Grundschule) waren kurz vor'm kapitulieren. 

Bin für sämtliche Antworten, Ratschläge, Tipps oder Erfahrungen offen Wink
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#2
Hi Kälbchen,

das klingt ja nach einer ganz schönen Odyssey, die du da seit deiner Kindheit durchgemacht hast... tut mir wirklich Leid für dich!
Was ich mich frage: Ist es denn so schlimm, wenn du überall etwas zu trinken mitnimmst? Eine kleine Flasche Wasser passt ja in die meisten Taschen und wenn sie dir hilft, ist das so problematisch in deinem Job?

Ich bin keine Psychologin, aber es klingt ein wenig so, als wäre das Erbrechen vor dem Rausgehen auch eine Art Tick geworden. Hast du denn noch andere Ticks, mit denen du zusätzlich kämpfst oder sind die alle verschwunden? Hast du mal probiert, eine andere Art von Ritual einzuführen, bevor du das Haus verlassen musst? Konntest du feststellen, in welchen Momenten du dich nicht übergeben musstest und was dir dabei geholfen hat?

Wenn die Therapie so wenig bringt, würde ich mich nach einem anderen Therapeuten umsehen. Es gibt wirklich gute, aber auch viele, bei denen man seine Zeit verschwendet, weil man eigentlich merkt, dass die Sitzungen kein bisschen helfen... Eventuell findest du nochmal jemanden, der dir wirklich weiterhelfen und Mut machen kann?

Ich drücke die Daumen, dass es bald besser wird.
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#3
Hi careamell,

erstmal dankeschön für deine Antwort Smile
Also eigentlich ist die Sache mit dem Trinken mitnehmen nicht sooo problematisch, aber normal ist es eben auch nicht und ich würde mir wünschen, wenn ich auch mal wieder ohne das Haus verlassen könnte. 
Zu der Sache mit den Ticks: ja sie sind fast vollständig verschwunden. In starken Stresssituationen (z.B. Prüfungszeit o.ä.) kommen sie kurzzeitig wieder, aber sind dann meist nach 1 oder 2 Tagen wieder weg und lange nicht so ausgeprägt wie früher. Ob mein Erbrechen nun auch eine Art Tick ist, weiß ich leider nicht. Mein Hirn denkt halt: "Raus gehen? Oke, aber erstmal Panik bekommen und übergeben". Und das Problem ist eigentlich nicht die Angst selbst, sondern die Angst vor der Angst. Wenn man immer denkt "Ohje, ich könnte ja ne Panikattacke bekommen" und ständig dran denken muss, sodass man den Kopf irgendwie garnicht mehr frei kriegt. 
Und wegen der Therapie: ich bin tatsächlich am Ãœberlegen, ob ich nicht den Therapeuten wechseln soll, habe auch schon mit meiner Therapeutin darüber gesprochen. 
Mal schauen was die nächste Zeit so passiert
Lieben Gruß, Kälbchen
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#4
Hallo Kälbchen,
welche neuen Fähigkeiten hast du durch die Therapie gewonnen? Was machst du heute anders als vor deinem ersten Therapietermin?
Wenn die Antworten "Keine" und "Nichts" lauten, solltest du tatsächlich deine Therapeutin wechseln. Und sollte sich deine Lebensqualität in einem vollen Jahr trotz neuer Verhaltensweisen noch nicht merklich verbessert haben, gilt das Selbe. Denn dann sind die eventuell neu erlernten Fähigkeiten & Verhaltensweisen nicht die, die dir und deinem Gehirn weiterhelfen. Ein Therapeut ist auch nur ein Trainer, der dir beibringen soll, wie du dein Gehirn erfolgreich neue und vor allem für dich hilfreiche Bedeutung geben lässt.

Mal angenommen dein Ziel wäre es schwimmen zu lernen. Nun trainierst du bereits ein Jahr exakt nach der Anleitung deines Schwimmlehrers und bist nicht besser als am ersten Tag... Hast du nun eine Schwimmstörung? Oder könnte es sein, dass die Ãœbungen, die du machst, einfach nicht dazu taugen dein Ziel zu erreichen?


Was mir in deinem Eröffnungsbeitrag sofort aufgefallen ist:

"Aber man darf in dieser Welt ja nicht sein wie man ist..."

-> Dieser Glaubenssatz ist enorm unvorteilhaft und entsteht i.d.R. durch soziale Ausgrenzung - also dann, wenn Menschen um dich herum dir zu verstehen geben, du wärst nicht in Ordnung, so wie du bist, wodurch du eine emotionale Mangel-Situation erlebst, welche dein Gehirn dann je nach intensität der verbundenen Gefühle als Referenzbedeutung (zusammen mit allem was es sonst so in diesem Moment beobachten kann) abspeichert. Bei Referenzen mit emotionalem Mangel-Zustand spricht man auch von "Trauma". Ich vermute, dass deine körperlichen Reaktionen auch genau auf einem solchen Trauma und den dadurch ausgelösten Ängsten basieren, dass du also Angst vor dem hast, was du in der Welt da draußen erleben könntest, weil du es eben so oder so ähnlich bereits erlebt hast. Nun hat dein Unterbewusstsein anscheinend gelernt körperliche Reaktionen als eine Art Warnhinweis darauf zu ankern, so dass du diese Symptome erfährst, wenn du "raus in diese Welt" musst und die Angst davor verspürst.

Angst ist Feedback und soll evolutionär gesehen unser Ãœberleben sichern. Diesbezüglich funktionieren unsere Gehirne heute noch genau so, wie vor 10.000 Jahren. Damals war gesellschaftliche Ausgrenzung ein sicheres Todesurteil. Nur in der Gruppe konnte der Mensch damals überleben. Dein Gehirn möchte also nur dein Ãœberleben sichern, indem es dich (auch mit körperlichen Symptomen) davor warnt diese Ausgrenzung zu erfahren, von der es ausgeht, dass sie "in der Welt da draußen" stattfinden wird.

Was ich dir empfehlen möchte ist, dass du deinem Gehirn hilfst, neue Bedeutung zu geben. Das kannst du mit Hilfe von Visualisierungstechniken selbst schaffen und ist mit einem entsprechend gut ausgebildeten Trainer natürlich noch etwas leichter. Schlussendlich bist du es ja, die ihrem Gehirn die Techniken und Verhaltensweisen durch ständige Wiederholung beibringt. Alle paar Wochen mal einen Trainer (Therapeuten) zu konsultieren kann auf alle Fälle hilfreich sein, während die tägliche Umsetzung des Gelernten deine Aufgabe ist.

Btw.
ADHS bei Kindern/Schülern zu vermuten ist in vielen Fällen (leider im Bekanntenkreis kürzlich erlebt) einfach nur eine beliebte Ausrede, um das eigene Unvermögen mit derem erhöhten Drang nach Bewegung und Abwechslung umgehen zu können, nicht anerkennen zu müssen. Es scheint da eine Diskrepanz zu geben, zwischen dem "genormten" Kind (also der gesellschaftlichen und schulischen Vorstellung wie ein "normales" Kind zu sein hätte) und der erlebbaren Realiät. Statt jedoch die eigene Erwartungshaltung und das eigene Verhalten im Umgang mit anderen Menschen anzupassen, passen manche lieber die anderen Menschen an das eigene Idealbild an - notfalls mit Psychopharmaka. Lass dich bitte nicht auf dieses Blame-Game ein. Natürlich stellt eine sich ständig verändernde Gesellschaft heute andere Ansprüche an ihre Zahnrädchen, als das vor 50, 80 oder 100 Jahren der Fall war. Eventuell liegt das Problem jedoch nicht bei den Menschen, die in dieser restriktiven Form von Gesellschaft anecken, sondern in der Struktur der Gesellschaft selbst, die ihre Mitglieder gerne als Zahnrädchen in einem Uhrwerk sehen würde, statt als das was sie eigentlich sind - Menschen.

Liebe Grüße, Christian
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#5
Hi Christian,

Danke für deine lange und ausführliche Antwort. 
Also genau genommen mache ich rein garnichts anders als am Anfang der Therapie. Ich nehme es mir zwar immer vor und bin nach meinen Therapiestunden immer mega motiviert, aber das flaut dann immer ziemlich schnell ab. Auch wenn ich in letzter Zeit echt nicht gerne in Therapie gehe, werde ich meine Therapeutin fragen, ob ich mehr Stunden bekommen kann. Ich war schon immer der Mensch, der eher einen Tritt in den Hintern brauchte, wenn er was nicht machen wollte. Aber wenn es dann nicht besser wird, breche ich definitiv ab bzw. suche mir nen anderen Therapeuten. 

Im Punkto Ausgrenzung und Mobbing hast du auf jeden Fall recht. Ja das habe ich erlebt und das war damals auch krass. Aber rückblickend betrachtet finde ich es gar nicht so schlimm. Ich glaube, dass ich da gewisse Emotionen o.Ä. unterbewusst verdrängt habe. 

LG Kälbchen
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