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Wenn Gefühle nachrutschen....
#1
Hallo ihr,

wollte mal über etwas sprechen, dass mich aktuell wieder sehr beschäftigt.

Irgendwie meint es das Jahr nicht gut mit mir. Nachdem ich bereits Ende 2018 wieder stark mit meinen Ängsten zu kämpfen hatte, kam zu Jahreswechsel auch die Derealisation wieder sehr stark hinzu.

Konnte mich zwar realtiv gut fangen, aber dann ging es weiter.

Ein Vorgesetzter, der mir das Leben schwer machen wollte. Dann ein Familienmitglied im Krankenhaus, bei dem wir immer wieder um das Leben bangen mussten...

Langsam beruhig sie alles wieder, doch bei mir ist es so, dass nach solchen Dingen, der ganze Stress, dann noch einmal "nachrutscht", wenn es ruhiger wird. Heißt, dass ich meine Angststörung wieder spüre oder sehr unruhig bin. Auch die DR kommt dann gerne noch einmal wieder.

Das macht es irgendwie schwer, richtig runter zu fahren, da man immer noch das Gefühl hat, dass all die Probleme noch da sind.

Kennt das vielleicht jemand von euch?

VG
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#2
(17.04.2019, 22:11)Ria schrieb: Hallo ihr,

wollte mal über etwas sprechen, dass mich aktuell wieder sehr beschäftigt.

Irgendwie meint es das Jahr nicht gut mit mir. Nachdem ich bereits Ende 2018 wieder stark mit meinen Ängsten zu kämpfen hatte, kam zu Jahreswechsel auch die Derealisation wieder sehr stark hinzu.

Konnte mich zwar realtiv gut fangen, aber dann ging es weiter.

Ein Vorgesetzter, der mir das Leben schwer machen wollte. Dann ein Familienmitglied im Krankenhaus, bei dem wir immer wieder um das Leben bangen mussten...

Langsam beruhig sie alles wieder, doch bei mir ist es so, dass nach solchen Dingen, der ganze Stress, dann noch einmal "nachrutscht", wenn es ruhiger wird. Heißt, dass ich meine Angststörung wieder spüre oder sehr unruhig bin. Auch die DR kommt dann gerne noch einmal wieder.

Das macht es irgendwie schwer, richtig runter zu fahren, da man immer noch das Gefühl hat, dass all die Probleme noch da sind.

Kennt das vielleicht jemand von euch?

VG
Hallo Ria. Ängste können nur so funktionieren. Um vor etwas starke Angst zu haben, muss sich unser Gehirn die angstinduzierende Situation so lebhaft vorstellen, als würde es uns tatsächlich jetzt gerade passieren - also "assoziiert". So kommt es uns vor, als wäre das, an was wir da denken ganz aktuell und sehr lebendig, selbst wenn es um Erinnerungen geht, die bereits Wochen, Monate oder sogar Jahre her sind. Dabei ist das nur eine sehr lebhafte Visualisierung unseres Gehirns. Bei Ängsten und Panikreaktionen ist das ein Film mit ziemlich miesem Inhalt, der sich sehr schnell wieder und wieder von vorne abspielt. Dabei spielt es auch keine Rolle ob wir diesen Film tatsächlich erlebt haben (Trauma) oder ob wir uns eine mögliche Zukunft vorstellen. So lange wir diesen Film assoziiert erleben, sind die damit verbundenen Emotionen sehr stark.

Dabei ist das assoziierte Erleben eigentlich eine extrem nützliche Fähigkeit. Auf diese Weise erschafft unser Gehirn auch starke Emotionen wie Freude oder Begeisterung. Zumindest wenn es die Struktur auf positive Inhalte anwendet.

Das kannst du mit folgender Ãœbung gerne testen, wenn du möchtest: Solltest du Kaffee lieben, stelle dir jetzt mal eine heiße Tasse Kaffee oder Cappuccino vor... wie du sie gerade in deinen Händen hältst und ihre Wärme spürst... vielleicht riechst du auch schon den Duft oder trinkst gerade einen Schluck? Stell dir diesen Film noch größer vor - doppelt so groß wie normal... mach den Film heller, klarer, bunter und hole ihn näher ran. Wie fühlt sich das an? Hast du nun Lust auf eine Tasse Kaffee? Das ist assoziiertes Erleben.

Um die Dissoziation zu erleben, kannst du den Film von der Tasse Kaffee/Cappuccino folgendermaßen verändern: Mache zunächst ein Standbild daraus. Hüpfe aus dem Bild heraus, so dass du nun dich selbst mit Tasse in der Hand sehen kannst, als wärst du eine 2-3 Meter entfernt stehende Person, die ein Foto von dir gemacht hat. Nun mach das Bild kleiner, bis es auf Postkartengröße geschrumpft ist. Nun machst du die Postkarte schwarz/weiß und wirfst sie an eine entfernte Wand, wo sie nun kleben bleibt. Wie genau hat sich das Gefühl in Bezug auf die Tasse Kaffee geändert? Das ist Dissoziation. Durch das einnehmen einer Beobachterrolle, schließt unser Gehirn, dass es sich nicht um uns selbst handeln kann und die emotionale Bewertung des Bildes nimmt ab. Die Grautöne, Entfernung etc. machen das Bild zusätzlich unattraktiv und schwächen die emotionale Bewertung.

Im Optimalfall dissoziiert sich unser Gehirn von ganz allein von Erfahrungen mit belastenden Emotionen und assoziiert sich mit dem Hier und Jetzt, sowie auf Wunsch mit tollen Simulationen unserer Zukunft, damit wir uns für eine gezielte Handlung begeistern können, welche eine Zukunft erschafft, die wir gerne erleben möchten (wie im Beispiel der Tasse Kaffee).

Manchmal nutzt das Gehirn diese Strukturen jedoch wahllos oder auf eine wenig hilfreiche Art. Bei Ängsten assoziiert es sich z.B. mit belastenden Szenen, während es sich bei Derealisierung und Depression meist sehr stark dissoziiert. Die genauen Qualitäten der Visualisierungen können dabei stark variieren. Bei mir selbst waren es auch sehr viele kinesthetische Qualitäten, wie ein Gefühl von "Schwere" bzw. "Widerstand" da, fast so als würde ich durch einen Nebel aus Watte gehen. Außerdem schien alles so extrem weit entfernt, so als wäre das gar nicht mein Leben und alles wäre irgendwie von einer Art milchigem Schleier überzogen.

Im Erste Hilfe Bereich des Forums findest du unter "Kinotechnik" eine weitere Technik, die "Der feine Unterschied" heißt. Diese besteht aus der Postkartenübung und der Theaterübung. Wenn du diese Ãœbungen konsequent täglich über 12 Wochen anwendest, dürftest du deutliche Verbesserungen deiner Symptome bemerken. Mit dieser Ãœbung habe ich meine Depression & Antriebslosigkeit innerhalb eines Jahres überwunden.

Liebe Grüße, Christian
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