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Loom stellt sich vor - Loom - 01.12.2020

Hallo Leute!

Bis auf eine beste Freundin habe ich keine soziale Kontakte im Leben, denen ich meine Probleme anvertraue, darum dachte ich, ist es eine Möglichkeit, das Internet zu nutzen, um sich etwas von der Seele schreiben zu können. Ich muss euch leider relativ viel Text andrehen, versuche mich aber kurzzuhalten.
Ich bin Ende 30 und komme aus Köln. Als ich ein kleines Kind war, hatte ich einen schweren Unfall, der mich für einen Monat ins Krankenhaus brachte. Damit ging schon es schon in die falsche Richtung. Im Krankenhaus fing ich an, aus dem Bett zu fallen. Man besorgte mir ein Gitterbett, aber das löst ja nicht das eigentliche Problem. Ich kann mir gut denken, dass der Unfall mich schon auf Dauer negativ geprägt hat, aber ganz sicher kann ich mir da auch nicht sein. Jedenfalls wurde ich ein sich gekehrtes, eher ängstliches Kind. Da wird man als Schüler schnell zur Zielscheibe, ich hatte mit Mobbing zu kämpfen. Das Ganze hat mich derart belastet, dass ich gewissermaßen freiwillig sitzen blieb, um dem Mobbing zu entkommen.

Es ging dann besser. Mit ca. Anfang 20 hatte ich dann eine wirklich gute Zeit, ich habe mich mit vielen versch. Menschen getroffen, war aktiv im Leben und schöpfte auch mehr Selbstvertrauen. Tuschel

Dann lernte ich meine erste Langzeitfreundin kennen. Ich zog zu ihr in die Kleinstadt. Das war gesundheitlich gedacht eine eher schlechte Entscheidung. Dort kannte ich niemanden, war isoliert. Ich fing an, Angst zu bekommen, in den Bus zu steigen. Ich hatte Angst in z. B. Wartezimmern, wo man dicht gepackt mit anderen Menschen sitzt ohne Möglichkeit, ihnen unproblematisch auszuweichen. Ich bekam überhaupt Angst in Gesellschaft anderer Menschen, auch bei Besuch. Je mehr Leute, desto schwieriger.

Mir zuliebe zogen wir zurück nach Köln. Hier ging ich meine erste Therapie an und bekam Antidepressiva. Ich schöpfte etwas Mut und begann ein Studium, doch mir wurde schnell klar, dass ich das nicht schaffen kann. Ich fühlte mich entsetzlich fremd unter all den unbekannten Studenten. Ich brach Studium und Therapie ab. Es war so, als wäre zwischen mir und den anderen eine Angstmauer, die ich nicht überwinden kann.

Nachdem sie sich nach einigen Jahren Beziehung von mir getrennt hatte, ging ich in die Psychiatrie. Hier habe ich mich direkt wohl gefühlt. Ich kam mit den Menschen dort sehr gut zurecht, es ging mir anschließend besser. Beruflich aber immer noch nirgends eingebunden, konnte ich es dann mit einer Umschulung versuchen. Hier lief es recht gut. Bei einer Party eines Umschülers lernte ich dann "Sie" kennen. Ich war schon vorher öfter verliebt, hatte ein paar Beziehungen, von denen wie gesagt eine mehrere Jahre hielt, aber diesmal hat sich mir die Welt umgestülpt. Ich war unglaublich vernarrt in diese Frau. Wir zogen zusammen. Es gelang mir, im Umschulungsberuf zu arbeiten. Das ging eine Weile gut, aber bald schon wuchsen die Probleme. Ich hatte ständige Angst, zu versagen, unangenehm aufzufallen, Fehler zu machen, den Job zu verlieren, von den Kollegen nicht gemocht zu werden etc. Ich kann diesen Komplex schwer in Worte kleiden. Das alles ohne triftigen Grund. De facto war man zufrieden mit mir und die Kollegen mochten mich wohl auch. Ich hatte auf Dauer auch im Privatleben ein Gefühl der "Gehetztheit". Als wenn ich ständig hinter einem fahrenden Auto herrennen müsste, ohne es wirklich einholen zu können, bildlich gesprochen. Ich muss dazu sagen, dass "Sie" eine sehr aufregende Person war, im Guten wie im Schlechten. Sie hat mich z. B. fortdauernd kritisiert und ich hatte nie das Gefühl, etwas richtig zu machen. Mein Selbstwertgefühl hat darunter arg gelitten.

Es wurde so schlimm, dass ich jeden Morgen aufwachte und direkt äußerst angespannt war. Oft musste ich direkt zur Toilette und würgen. Auch den Rest des Tages war ich sehr angespannt. Auch wurde ich stark depressiv. Also wieder: Klinik. Das war 2017. Das war die furchtbarste Zeit. Ich möchte gar nicht groß ins Detail gehen. Die Klinik war diesmal keine Hilfe. Ich musste in eine Kur der DRV. Dort hat man mich "kaputt geschrieben". Ich arbeite nicht mehr und bekomme Erwerbsminderungsrente. Zwei Jahre lang nahm ich ständig Tabletten, aber geholfen hat mir das alles nichts. Ich setzte alle Tabletten ab. Anfang diesen Jahres dann ein Umschwung. Ich kam aus der Depression raus und auch die Anspannung ließ mehr nach. Eine gute Sache war womöglich "positive thinking". Ich habe quasi beständig nach den guten Dingen Ausschau gehalten, selbst wenn da nicht viel sein konnte. Smile Da hatte sie sich schon längst nach einigen Jahren von mir getrennt.

Nachdem die Depression vorüber war, meldeten sich auch die Gefühle für sie zurück. (Während der Depression hatte ich rein gar nichts mehr empfunden, weder für mich noch für andere.) Dieser Liebeskummer war arg, aber immerhin war er ein starkes Zeichen dafür, dass ich wieder "unter den Lebenden" war! Für mich selbst ist der Liebeskummer wegen ihrer Schattenseiten etwas rätselhaft, diese Schattenseiten habe ich aber i-wie so behandelt, als würden sie gar nicht zu ihr gehören. Meine "Sie" ist doch eigentlich nicht so! Dachte ich. Und so richtig kann ich dem immer noch nicht mit dem Verstand nähern. Ich schrieb ihr tatsächlich nochmal meine ganzen Gefühle von der Seele. Aber die Antwort war sehr lapidar, knapp, ernüchternd. Sie war da ein kompletter Eisschrank. Das hat schon sehr geschmerzt und auch erschreckt.  Aber da kann man nichts machen, ich weiß ja auch, dass es ohne sie vermutlich besser ist.

Stand heute: Die Depression ist weg. Oft bin ich aber deprimiert. Die Anspannung meldet sich seltener. Aber ich fühle Angst verschiedener Art. Wenn ich Schritte auf dem Flur höre, gehe ich nicht raus. Ich gehe nur alle paar Wochen mal an den Briefkasten. Oft habe ich Angst, dass etwas Schlimmes passiert. Ich male mir da verschiedene Szenarien aus. Bis auf die eine Freundin und meine Mutter ist mir niemand geblieben. Es fällt mir sehr schwer, mir einen Weg zurück in die Gesellschaft vorzustellen. Es ist ein regelrechter Komplex, den ich schwer beschreiben kann. Ich habe mich in mich selbst zurückgezogen.
Ãœbrigens waren die Menschen oft verwundert, wenn sie von meinen Problemen erfahren haben. Ich habe immer viel Energie dafür aufgewendet, diese zu verschleiern. Offensichtlich waren diese Dinge nur für ganz vertraute Menschen. 

Ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen. Ich kann mich ja nicht einfach aufgeben. Ich konzentriere mich auf mich selbst. Das Ganze führt natürlich auch zu Einsamkeit. Eine Beziehung möchte ich nicht, aber ein paar Kontakte fehlen. Vielleicht ist der Austausch hier auch eine Hilfe.

Das erstmal. Es liest sich wahrscheinlich alles sehr negativ. Aber es geht hier im Forum ja auch um die Probleme. Ich habe natürlich auch jede Menge sehr schöner Dinge im Leben erlebt, auch wenn dieses Leben weder gesundheitlich noch beruflich keine Erfolgsgeschichte ist. Ich sage mal so: Ich versuche auf meine Art eine Art Erfolg zu finden.

Danke fürs Lesen,
Euer Loom


RE: Loom stellt sich vor - Luxuria - 01.12.2020

Hey Loom,

erstmal Herzlich Willkommen!

Ich bewundere dich und deine 'Motivation'. Dir ging es so schlecht und trotzdem hast du es irgendwie geschafft, dass es dir besser geht und es nicht mehr so schlimm ist wie vorher.
Das ist wirklich ein riesen Schritt, an dem ich mir ein Beispiel nehmen sollte. Smile

Ich hoffe du findest hier nette Leute und auch ein bisschen Unterstützung und Hilfe.


Liebe Grüße

Lux


RE: Loom stellt sich vor - Loom - 02.12.2020

Danke Lux! Zu der Motivation muss ich mich etwas zwingen. Zum Beispiel muss ich auch einsehen, dass es Tage gibt, an denen ich mich einfach nicht an etwas hochziehen kann. Ich versuche, mich da nicht unter Druck zu setzen. Mich hier anmelden, ist auch schon eine Ãœbung...

Lieber Gruß!


RE: Loom stellt sich vor - Luxuria - 03.12.2020

Manche Tage sind so. Du hast Recht, man darf sich deswegen aber nicht fertig machen. Es kommen auch Tage wo es dann wieder besser wird! Smile