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Normale Version: Kraftlosigkeit
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Hallo ihr Lieben, 

ich suche Gleichgesinnte zum Austausch oder auch Erfahrungen mit Kraftlosigkeit. 
Mein Leidensweg begann vor ca. 16 Jahren als ich meine erste Tochter bekam. Diese bedingungslose Liebe hat mein Leben aus den Fugen geraten lassen, Liebe die ich zuvor nie erfahren habe. Ich bekam Panikattacken und wurde zum Hypochonder. Mit 20 Jahren das erste Mal in einer Klinik zu landen, das war nicht einfach. Aber ich bekam es irgendwie hin, mein Leben wieder zu ordnen. Die Panikattacken waren zwar immer mal wieder da, aber sie haben keine Handhabe mehr über mein Leben gehabt. Zwar ging ich regelmäßig zu diesem und jenem Arzt, trotzdem war es im Rahmen. 
Bis vor zwei Jahren. Ich schlitterte unbemerkt in ein Burnout. Es hat auch wirklich eine Weile gedauert bis ich das gemerkt habe. Da war ich allerdings so tief in der Panikstörung, dass ich eine generalisierte Angststörung entwickelt habe. Ich ging erneut in die Klinik, habe mir einen neuen Job gesucht und versuche an vielen Dingen zu arbeiten und meinem Körper das zu geben was er benötigt. Ich war 1 Jahr zu Hause. Jetzt bin ich seit drei Monaten wieder in Arbeit, was mir wirklich Spaß macht und mich auch nicht so sehr fordert wie die Arbeit vorher. Im Grunde bin ich mit allem zufrieden, aber mein Körper will da nicht so recht mitgehen. Ich bin durchgehend sehr kraftlos und nicht belastbar. Ich war früher der belastbarste Mensch den ich kenne, ich habe alles gefühlt mit links gemacht, heute muss ich meine Kräfte extrem sparsam einsetzen. Das wiederum macht mich wieder ängstlich. Es ist ein Kreislauf und ich weiß einfach nicht wie ich da raus kommen kann. Kennt sich vielleicht jemand mit dieser Kraftlosigkeit aus oder hat Tipps für mich? Als Hypochonder ist es natürlich doppelt so schwer mit den Ängsten zurecht zu kommen. Immer im Hinterkopf zu haben, dass es wirklich was ernstes sein könnte. Ich habe jedoch gerade mein Blut auf alles mögliche untersuchen lassen, es gibt keine Anhaltspunkte für eine Erkrankung. 
Abgesehen davon verspüre ich immer meinen eigenen Herzschlag, Tag und Nacht merke ich das Klopfen. Auch das empfinde ich als nicht normal. Versuche mich aber dadurch zu beruhigen, dass ich vor vier Monaten eine Operation hatte und man dort im EKG sicher gesehen hätte wenn damit etwas nicht stünde. Vielleicht sind es einfach die Ängste, die diese Kraftlosigkeit auslösen, aber wie entfliehe ich diesem Kreislauf? 
Ich würde mich unendlich doll über Tipps von euch freuen. 

Viele Grüße
Ini
Halo Ina,
Das Schlagen des Herzens (teilweise bis in den Hals), v.a. auch nachts, ist ein ganz typisches psychosomatisches Symptom. Je nachdem, wie die Befundlage ist, macht es Sinn, das Herz aber auch mittels Belastung und/oder Echo untersuchen. Klingt aber so, dass da nichts rauskommt, weil Du erst 36 bist.
Die von Dir emfundene Kraftlosigkeit passt aber auch gut dazu. Das kann alles auch durch die Angststörung ausgelöst sein.
Mein Tip wäre, diese Sache einmal ambulant psychotherapeutisch beurteilen zu lassen. Ansonsten hast Du ja schon Therapieerfahrung, aber die ist immer auf einen Aktutfall bezogen.
In vielen Fällen gilt es, mit der Angststörung und der aktuellen Situation fertig zu werden. Oder schlicht eine Depression auszuschliessen. DIe natürlichen Veränderungen des Körpers machen normal ab Mitte 40 Probleme, so dass Leute wegen vermeintlichen Schilddrüsenproblemen etc. in den Praxen aufschlagen. Weil die Belastbarkeit des Organismus mit dem Alter oft abnimmt. Das mögen wir nicht, ist aber oft so.
Dem Kreislauf zu entfliehen bedeutet, aus dem Kreislauf auszusteigen und ihm keine Bedeutung mehr beizumessen. Das schreibt sich so leicht, aber ist ein quälender und langer , anstrengender Prozess. Jede Mal , wenn ich zB. denke, ich komme dem Status nahe, wirft mich ein event wieder zurück.
Solange bleiben wir mit der Gemeinschaft der ebenfalls Leidenden auf dem gemeinsamen Weg. Du bist also nicht alleine.....
Rein der Vollständigkeit halber sollten die Blutergebnisse eine Unterfunktion der Schildkröte und einen Cortisolmangel ausschliessen (aber sehr unwahrscheinlich basierend auf der Vorgeschichte). Also must Dich daran abarbeiten oder die Sache akzeptieren.....
Vielen Dank für Deine Antwort. 🥰
Ich habe gerade meine zweite ambulante Therapie abgeschlossen, meine Therapeutin war sehr zufrieden mit mir und dem Werdegang. Aber ich fühle mich dennoch so kraftlos, ausgelaugt. Im Kopf müde, jeden Tag auf‘s neue zu kämpfen für ein „normales“ Leben. Ich sehe alle Menschen um mich herum für die alles so einfach erscheint und ich muss für alles so sehr kämpfen.
Als ich meinen Blutstatus checken lassen habe, habe ich auch ganz viele Werte auf Eigenleistung checken lassen, Vitamine, Nährstoffe und so was. Alle, wirklich alle Werte sind super, außer Zink. Aber daran kann es wohl nicht liegen. Mein Kopf hat sich so auf mein Herz versteift, ständig habe ich das Gefühl dass es meinem Leben nicht stand hält. Wenn ich Sport mache, ist es schwer auszuhalten, wenn ich es nachts so laut klopfen höre, scheint es nicht ok zu sein. Sobald ich einen Schluck Alkohol trinke (und ich trinke wirklich nicht viel) scheint es mir aus der Brust zu springen.
Und dann diese Kraftlosigkeit. Es macht ja auch wirklich Sinn, dass es psychosomatisch ist. Aber mir ging es zwischendurch auch immer mal besser, Tage an denen ich wenig bis ganz keine Angst habe (sind zwar selten, aber dennoch da) und trotzdem habe ich keine Kraft. Das lässt mich verzweifeln. Ist es denn normal? Gibt es viele die so sehr unter der Kraftlosigkeit zu leiden haben? Ich kenne bisher niemanden.

Viele Grüße
Hallo Ina, ich habe gerade deinen Threads gelesen und mich sofort wiedererkannt. Diese Hypochondrie ist so unfassbar anstrengend. Ich bin schon mein Leben lang ein Angsthase aber so richtig chronisch (täglich) würde die Angst vor zwei Jahren bei mir. Ich finde, dass du schon einen bemerkenswerte Erfolgsgeschichte bezeichnen kannst. Du solltest dich aber nicht mit anderen vergleichen (ich weiß, das ist leicht gesagt. Man sieht deren Unbeschwertheit und wünscht sich einen ja nichts sehnlicher. Aber du siehst nur die Fassade. Nicht den Menschen dahinter. Vielleicht denkt jmd genau so über dich, der über deine wahren Gefühle nichts weiß). Und du solltest dich auch nicht mit deinem früheren "Ich" vergleichen. Ich glaube, in der Vergangenheit zu hängen ist grds nicht der richtige Weg. Zumindest nicht, wenn die Erinnerungen dann Sehnsucht wecken.
Du bist im hier und Jetzt. Du hast tolle Blutergebnisse. Dein Körper hat eine OP überstanden und auch das EKG dort war unauffällig.
Das ist so eine tolle Leistung! Sei stolz darauf.
Klar, diese Gedanken machen müde! Extrem erschöpfend, weil das, ich nehme es immer 'scan Programm nach Krankheiten" immer im Background läuft. Das saugt Akku!
Du bist jetzt nicht mehr so belastbar. Dein Körper sagt dir ganz klar: schalte einen Gang zurück. Baue die Pausen ein. Geht früh zu Bett. Wenn Sport nicht so gut geht, sich nicht gut anfühlt, mache Mal Yoga. Yin Yoga ist z.b. soo wohltuend aber man kommt nicht so schnell in die hohe Herzfrequenz.
Ich finde, Aurelia hat das sehr gut beschrieben. Bei mir ist das auch so. Vergleichen mit den anderen oder dem "vorher" bringt echt nix. Zieht einen nur runter....
Liebe Aurelia, vielen Dank für Deine Rückmeldung. Grundsätzlich weiß ich das ja leider. Nur mein Kopf hört einfach nicht auf diese Kreise zu drehen. Ich habe Angst weil ich kraftlos bin und ich bin kraftlos weil ich Angst habe. Es ist ein Kreislauf aus dem ich nicht aussteigen kann. Ging es Dir denn ähnlich, also ich meine körperlich? Dass auch Du so sehr unter der Kraftlosigkeit gelitten hast? Wenn ja, ist es denn irgendwann besser geworden?
Das hört erst auf, wenn Du es nicht mehr herbeisehnst....Du misst der Sache zuviel Bedeutung zu. DU konzentrierst Dich auf kaum was anderes im Denken, und damit befeuerst Du die Sachlage. So bloed wie es klingt, es wird besser, wenn Du es nicht mehr herbeisehnst. Und es wäre total falsch, irgendwelche zeitliche Fristen anzugeben, denn das läuft bei jedem anders. Wichtig ist, dass Du das ambulant psychotherapeutisch unterstützt, aus der Denkfalle rauszukommen. Alleine ist es um ein Vielfaches schwerer.
Liebe Ina, es freut mich, dass meine Antwort dir weiterhelfen konnte. Ich bin jedoch keinesfalls "angstfrei" oder symptomfrei. Ich habe jedoch in den zwei Jahren so meine Erfahrung gemacht, gerade was körperliche Symptome angeht. Ich erkenne mich in deinen Schilderungen auch sehr wieder. Meine Symptome fingen z.b. mit MAgenschmerzen an. Dann waren Sehstörungen, später kam noch Schwindel hinzu.
Ich hatte große Sorge, was diese Symptome alles sein könnten... Ich konnte einfach nihct glauben, wollte es nicht wahrhaben, dass Angst so etwas auslösen kann. Zumal es ja nicht so ist, dass ich jeden Tag eine extreme Panikattacke habe, wie man sich das evtl vorstellt. Es ist viel mehr so, dass ich dauernd darüber nachdenke, was evtl warum so oder so ist. Extrem in Bezug auf die Symptome aber auch in anderen Bereichen.
Neuerdings sind meine Muskelschmerzen mehr geworden. Ich habe natürlich direkt auch Angst bekommen. Ich weiß genau, wie hilflos man sich mit der Panik fühlt. Wenn die Angst in einem wieder hoch kriecht und man wie gelähmt nur noch darüber nachdenken kann. Alles andere an Bedeutung verliert...
Da es aber zeitlich mit den Schmerzen so gut zu dem Tod meiner geliebten Oma / Ersatzmama passt, über den ich nicht mal weinen kann, versuche ich erstmal ruhig zu bleiben. Nichts muss innerhalb von einem Tag passieren. So kommen die SChmerzen/ Krämpfe (es fühlt sich an wie deine Schilderung vom Arm, nur eben mal im Bein, mal in der Hüfte usw.) und gehen.
Ich weiß nicht, warum das so ist. Ich weiß nicht, ob das jemals weggeht. Aber es erinnert mich an mich. Einen Gang runter zu schalten. Inne zu halten.
Ich hatte vor kurzem auch eine sehr gute Nachricht bekommen: Ich kann meine Schilddrüsenmedikamente reduzieren und ein gutartiger Tumor, den ich seit der Kindheit habe, ist aus irgendwelchen Gründen geschrumpft. Darauf hätte jeder mit Euphorie reagiert. Wir Angsthasen jedoch sind immer skeptisch: "Und was wenn da doch was ist?" "Aber dann ist es eben was anderes Schlimmes...!"
Der Tod meiner Oma hatte jedoch auch etwas Gutes: Sie war alt und krank, aber bis zum SChluss für alle da! Sie hat sich immer zusammen gerissen, war stark für die Familie und ihre Kinder. Sie war dankbar für ihr Leben. Das hat sie mir noch kurz vorher gesagt. Dieses "Erbe" möchte ich so gerne bewahren und sie mir zum Vorbild nehmen. Daher versuche ich negative Gedanken umzuwandeln: Wenn ich zweifle, erinenre ich mich an das Gute. Wenn ich Angst habe, rufe ich mir ins GEdächtnis, wofür ich dankbar bin. Ich versuche mein Leben bewusst zu leben. Es kann eine Krankheit kommen, egal, wie sehr ich davor Angst habe und welche Anstrengungen ich unternehme, aber es kann auch eine Autounfall sein oder was ganz anderes. Ich will nicht ein langes Leben voller Furcht, sondern ein bewusstes Leben, voller Güte und Hingabe! Ich will diese Liebe an meine Kinder weitergeben, auch wenn ich morgen umfalle, damit sie spüren, Mama hat mich immer geliebt. So, wie meine Oma es geschafft hat.

Das klingt ziemlich melodramatisch und poetisch. Weiß Gott, ich werde auch wieder meine Tiefpunkte haben. Aber viel mehr werde ich hoffentlich die guten Tage genießen. Wenn die Sonne scheint, mein Kind mich umarmt und gerade jetzt zur Weihnachtszeit mal eine kleine Aufmerksamtkeit verteilen. Auch schenken macht ja glücklich Smile

Im Februar beginne ich aber nochmal eine Therapie, weil ich weiß, dass es so ganz ohne Hilfe wohl nicht klappen wird, wie Gopi schon sagte.
Ach ja, das "gute alte Herz" ... kann einen schon echt verrückt machen.

Ich kann auch meinem Puls messen, ohne mich irgendwo zu berühren – und zwar (fast) immer. Nur ganz selten ist mein Herz "stumm", und das ist für mich manchmal beängstigender, als wenn ich es spüre.

Ich habe das jahrelang mit mir rumgeschleppt. Ich kann mich auch daran erinnern, manchmal nachts aufgewacht zu sein und mein Herz überall extrem gespürt zu haben. Wenn ich mit dem Kopf seitlich auf dem Kissen lag, hat sich das Pulsieren auf den Stoff übertragen und ich habe meinen Herzschlag dadurch zusätzlich noch gehört. 

Irgendwann hatte ich genug und bin – zitternd und bibbernd – zum Kardiologen. Und zwar einmal zur Abklärung!
Und was war – nix. Einen leicht(!) erhöhten Blutdruck, der aber in keinem Verhältnis zu dem steht, was ich manchmal so empfinde. Zeitweise habe ich das Gefühl, es müsste gleich irgendwo eine Ader platzen – aber wenn ich dann mal aus Interesse den Blutdruck messe (was ich mich früher nie getraut habe) ist er völlig ok. Dagegen kann er – wenn ich mal nichts oder nur ganz wenig spüre – auch mal etwas erhöht sein. Was aber auch ruhig mal sein darf.

Seitdem spüre ich mein Herz noch immer, aber ich habe mich daran gewöhnt und sehe es als normalen bzw. "gesunden, kräftigen" Herzschlag an. Seitdem empfinde ich das nicht mehr so extrem. Manche Menschen brauchen eine Brille, manche haben grüne Augen und manche spüren ihren Herzschlag. 
 
Der Kopf kann unglaubliches vollbringen – im Positiven wie aber auch im Negativen (oder Nervigen).
Eine Therapeutin hat vor einigen Jahren mal einen Test mit mir gemacht: Augen zu, entspannen und sich dann vollständig auf einen Körperteil (Fuß, Arm, Hand, Ohren, oder auch Herz, Magen) konzentrieren. Du spürst auf einmal Sachen, die Du im Normalfall nie wahrnimmst. 

LG
Natü
Ihr beschreibt mich gerade zu 100%.Wir Hypochonder müssen zusammenhalten. Und was außer Angst soll es sein wenn wir alle die gleichen Symptome haben? Ist es bei euch auch so, daß ihr euch Wochen, nein Monatelang auf etwas an eurem Körper fokussiert bis das abgehakt ist und dann das nächste usw. Mir hilft es einfach immer zu sagen, was soll passieren? Es ist Bis jetzt noch nichts schlimmes passiert, obwohl ich all die Symptome schon kenne. Und die Kraftlosigkeit ist doch nur das Ergebnis davon, dass unser Körper immer in Alarmbereitschaft ist und wir all unsere Energie für unnütze Angst rausballern.
Wir leben in einem der am besten medizinisch versorgten Länder und nicht irgendwo im Slum. Da hätten wir solche Probleme garnicht. Ich weiß das es schwer ist, sich das zu sagen und ich bekomme es selber oft nicht hin, weil die Angst doch zu groß ist aber wir packen das schon.
Ja, ja, die Symptome wandern so dahin. Das ist bei mir auch so. Der wache Geist stürzt sich auf jede Empfindung und führt Katastrophendenken herbei. Das macht auf Dauer ganz schön fertig. Der Vergleich mit den armen Leuten mit den vermeintich echten Problemen funktioniert nicht, wenigstens selten.
Da gibt es die Theorie, dass von einer anderen Problematik abgelenkt wird, die unbewusst ungeloest dahinschlummert. Deswegen die Psycvhotherapien. Oder es sind in der Kindheit fehlgeleitete bzw fälschlicherweise mit Angst verknüpfte Emotionen/Situationen. Die Einsicht alleine, woher es kommt, ersetzt aber nicht die harte Arbeit, sich damit auseinanderzusetzen. Meiner Ansicht nach ist Akzeptanz eine Grundvoraussetzung, damit klar zu kommen. Dann benötigt es auch nicht mehr die Unmengen Energie, dagegen vorzugehen. Der Norbe hat mir nochmal an anderer Stelle hier ins Bewusstsein gebracht, dass positives Denken durchaus berechtigt ist. Es gibt durchaus Leute, bei denen es besser wird. Ist bei mir ja auch so, wenn ich bilanziere.
Bisher versuchte ich mich einfach , nahtlos in die Gemeinschaft (Sangha) der Angstgestörtem eizureihen und weniger Hoffnung und stattdessen Ankzeptanz zu üben. Sich Ablenken, weniger wichtig nehmen. Etwas Sinnvolles anfangen mit der Zeit, die einem bleibt.